top of page

Liebe Leser:innen,


in der inzwischen langen Geschichte der Zeitschrift Diskussion Musikpädagogik kommt dem Thema Inklusion eine besondere Bedeutung zu, hat es doch bislang kein anderes Thema dreimal auf die Titelseite geschafft. Diese hohe Bedeutung war keineswegs abzusehen, und es dauerte auch verhältnismäßig lange, bis sich die Zeitschrift mit dem seit der Ratifizierung der UN-Behindertenrechtskonvention im Jahr 2009 formulierten Auftrag auseinandersetzte, Schule inklusiv zu gestalten. Erst im Jahr 2016 erschien eine erste Ausgabe zu Inklusion, die bis heute eine wichtige Quelle bei der Beschäftigung mit diesem Thema in der Musikpädagogik darstellt. Schnell wurde deutlich, dass mit einem Heft lediglich ein erstes Wort in einer virulenten Ausein­andersetzung gesprochen war, und so ließ Christoph Richter, der damalige Herausgeber, nicht viel Zeit verstreichen und griff das Thema im Jahr 2018 unter dem Titel Inklusion II erneut auf (Heft 79). Christoph Richter sah es als Verpflichtung einer musikpädagogischen Zeitschrift an, die sich bis in den Namen der Diskussion verschrieben hat, die kontrovers geführte Auseinandersetzung differenziert abzubilden und aktiv mitzugestalten. In diesem Sinne verstehen wir die nunmehr dritte Ausgabe zum Thema Inklusion, in der wir zum einen den gegenwärtigen Stand des musikpädagogischen Diskurses an Hochschule und Universität vorstellen und zum anderen den Blick auf die vielfältigen Projekte richten, mit denen musikpädagogische Praxis inklusiv gestaltet wird. Zur Diskussion stellen wir also ganz unterschiedliche Facetten inklusiven Denkens und Handelns.
Ina Henning und Thomas Rihm eröffnen die Diskussion mit einem konzeptionellen Grundlagenbeitrag. Ausgehend von den zwei Blickrichtungen auf Inklu­sion (der allgemeinen Didaktik und der Sonderpädagogik) nehmen die Autor:innen Grundlinien inklusiver Fachdidaktiken anderer Fächer mit Bezug zur Musikpädagogik in den Blick. Es schließen sich zwei Beiträge an, die sich dem Themen­bereich der Hörminderung widmen. Während sich Priska Seidl mit dem Musikhören mit Hörschädigung im Erwachsenenalter auseinandersetzt, geht Malin Kumkar der Bedeutung des Umgangs mit Musik für Kinder mit Hörminderung für den vorschulischen Bereich nach. Ebenfalls dem außerschulischen Bereich zuzuordnen ist der Text von Matthias Handschick, der diesem den weiten Inklusions­begriff zugrunde legt und ganz im Sinne der DMP den Faden aufgreift, den er in der vorherigen Ausgabe in seinem Beitrag gesponnen hat. Er erörtert sozial inkludierende und exkludierende Aspekte unterschiedlicher Musikpraxen im außerschulischen Bereich anhand des Films Titanic.

Daran anschließend richtet Veronika Phung mit einer Studie zu pädagogischen Begleitungen den Blick auf ein vermeintliches Randgeschehen schulischen Musikunterrichts. Den Abschluss dieses thematischen Teils bilden Gaja von Sychowski und Björn Tischler, die das Performanzerleben in den Mittelpunkt ihres Dialoges stellen. Ihre Auseinandersetzung nahm ihren Anfang bei dem Inklusionstreffen an der Musikhochschule Lübeck, das eine Antwort auf die kontroversen Diskussionen in der DMP 79 im Jahr 2018 war. 
Das Heft beinhaltet außerdem zwei freie Beiträge, die unterschiedliche musikpädagogische Fragestellungen aufwerfen. Carolina Weyh beschäftigt sich mit dem Themenfeld der Kulturellen Aneignung im Rahmen des Musikunterrichts und arbeitet mögliche Spanungsfelder und Handlungsansprüche für den Musikunterricht heraus. Im zweiten freien Beitrag, Diskurs als Spiel, diskutiert Susanne Naumann, wie grundlegende poststrukturalistische Denkfiguren in bildungstheoretischen Ansätzen einbezogen und daraus Impulse für den Musikunterricht abgeleitet werden können. 
Der Magazinteil schließt mit drei Besprechungen verschiedener Publikationen durch Peter Röbke, Joana Grow und Matthias Rheinländer.
Wir sind sehr dankbar, dass wir Christine Löbbert als Gastmitherausgeberin für dieses besondere dritte Inklusionsheft gewinnen konnten. Aufgrund ihrer umfangreichen, langjährigen Expertise und nicht zuletzt durch ihren engen Austausch mit Christoph Richter zu diesem Themengebiet verleiht ihre Stimme dem Heft eine besondere Kraft.

 

Christine Löbbert (als Gastmitherausgeberin dieses Heftes),
Rebekka Hüttmann, Oliver Krämer, Annette Ziegenmeyer

DMP 101: Inklusion III

Artikelnummer: DMP-Heft-101
13,40 €Preis
inkl. MwSt. |
  • Inklusion III

    • Ina Henning & Thomas Rihm
      Verständigungsbezogene Lern-Lehrumgebungen im Fach Musik
      Auf dem Weg zu einem didaktischen Modell für inklusiven Unterricht
    • Priska Seidl
      Über die Ohren hinaus
      Erweiterte Perspektiven zu Musik und erschwertem Hören
    • Malin Kumkar
      Hör mal!
      Musikerleben für Personen mit Hörbeeinträchtigung
    • Matthias Handschick
      Türsteher, Schusswaffen und Streichinstrumente (II)
      Beobachtungen zur sozial exkludierenden Funktion klassischer Musik in dem monumentalen Film-Epos Titanic – Botschaften für eine inklusive Ästhetische Bildung
    • Veronika Phung
      „Nein, DU bist frech“
      Schulbegleitung in inklusionsorientierten Gruppenmusiziersituationen am Beispiel einer adressierungsanalytischen videobasierten Fallrekonstruktion
    • Gaja von Sychowski & Björn Tischler
      Musik – Erleben – Inklusion
      Musikpädagogik und Allgemeine Pädagogik vom Erleben aus

    Freie Beiträge

    • Susanne Naumann
      Diskurs als Spiel
      Bildungstheoretische Impulse für eine Didaktik des Musikunterrichts in poststrukturalistischer Perspektive
    • Carolina Weyh
      Musikpädagogik und Kulturelle Aneignung
      Mögliche Handlungsansprüche an Musikunterricht
bottom of page