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Liebe Leser:innen,


um den ökologischen Krisen der Gegenwart – allen voran der Klimakrise, zu begegnen, bedarf es nicht nur eines politischen und technologischen, sondern auch eines kulturellen Wandels. Für diesen Wandel – häufig unter dem Begriff der sozial-ökologischen Transformation gefasst – wird den Künsten vermehrt eine wichtige Rolle zugesprochen. Die Förderung kreativer Gestaltungskompetenz, Perspektivenwechsel und ästhetische Disruption sowie die Auseinandersetzung mit Emotionen und Gemeinschaftsbildung sind nur einige der mannigfaltigen Potenziale, die Musik im Angesicht gesellschaftlicher Herausforderungen bereithält. Und doch sind ökologische Fragen in der deutschsprachigen Musikpädagogik bisher unterrepräsentiert. Hier setzt das vorliegende Heft an. Als erste musikpädagogische Sammelpublikation im deutschsprachigen Raum widmet es seinen thematischen Teil dem Themenfeld Ökologie & Klimakrise. 
Die Adressierung ökologischer Fragen in der Musikpädagogik kann als Teil einer musikspezifischen Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) verstanden werden, wie sie seitens der Bildungspolitik seit Jahrzehnten gefordert wird. Entsprechend des dezidiert interdiszi­plinären BNE-Paradigmas bewegen sich die Beiträge des von Linus Eusterbrock, Silke Schmid und Jonas ­Völker betreuten thematischen Teils über Disziplingrenzen hinweg und berühren beispielsweise naturwissenschaftliche, musik­historische oder politologische Kontexte. Neben der Inter­disziplinarität fällt die Internationalität der Beiträge auf (D, A, UK, USA, FIN). Dies ist darauf zurückzuführen, dass der Diskurs um ökologische Musik­pädagogik im englischsprachigen Raum zwar ebenfalls spät, aber doch früher als im deutschsprachigen Raum Fahrt aufgenommen hat. Die Diversität des Diskurses spiegelt sich auch in den methodischen und theoretischen Zugängen in diesem Heft: von empirischer Forschung über aktivis­tisch motivierte, aber auch in Spiritualität verwurzelte Beiträge bis hin zu Berichten aus der pädagogischen Praxis und Curriculumanalysen. 
Aufgrund der gesellschaftlichen Relevanz und der internationalen Ausrichtung des Themas ist das vorliegende Heft erstmals und vorerst einmalig auch in einer digitalen Fassung über die Website des Hildegard-Junker-Verlags frei zugänglich (www.junker-verlag.com/dmp-102). Die Sichtbarkeit und Reichweite der Zeitschrift im digitalen Raum ist eine Aufgabe, an der wir derzeit auch grundsätzlich in Abstimmung mit der Verlagsleitung arbeiten. 
Den thematischen Teil des Heftes eröffnen ­Tuulikki Laes, Katja Thomson, Danielle Treacy und Heidi ­Westerlund mit einem empirischen Beitrag. Dieser behandelt die Perspektiven dreier Hochschuldozent:innen zur Integration von Kunst und Wissenschaft im Kurs Artist for a Sustainable Future. Daran schließen zwei ­Beiträge an, die sich mit den Potenzialen von ­Musik zur Reflexion von Krisen und Zukünften befassen. Während Thorsten Philipp Popmusik als Resonanzraum ökologischer Konflikte und deren latente Strukturen als Spiegel des Unter­bewussten westlicher Gesellschaften betrachtet, fragt Sara Beimdieke danach, wie [d]ie Klima­krise in der musik­wissenschaftlichen Hochschullehre thematisiert werden kann. Vincent C. Bates diskutiert Prinzipien der Deep Ecology mit dem Ziel, einen egalitären, ­lokal verwurzelten Musikunterricht als Gegenentwurf zur Konsum­orientierung zu fundieren. Der von Jonas ­Völker betreute Beitrag beleuchtet Perspektiven des sich entwickelnden deutschsprachigen Diskurses um ökologische Themen anhand von Berichten aus verschiedenen musikpädagogischen Praxisfeldern. Diese umfassen die Unterrichtspraxis (Anne Bubinger), Seminarveranstaltungen (Dorothee Barth, Mathias Schillmöller), eine Summer School (Isolde Malmberg), die Arbeit eines umweltaktivistischen Kinderliedermachers (Reinhard Horn) sowie eines Musikverlags (Katrin Bock) und -verbands (Tobias Hömberg). Daran anknüpfend berichtet Katharina Anzengruber anhand eines konkreten Schulprojekts von künstlerischen Gestaltungspraktiken in inter- und transdisziplinären Experimentierräumen. Zwei weitere internationale Beiträge sind in der Printversion über QR-Codes abrufbar: Der Beitrag von Ross Purves und Evangelos Himonides beleuchtet bildungspolitische Entwicklungen in England sowie empirische Daten zur Lehrendenperspektive mit Blick auf Klima- und Nachhaltigkeitsthemen. Tawnya Smith reflektiert mit der EcoJustice Education und der Radical Ecopsychology zwei für die Musikpädagogik anschlussfähige Ansätze, um den ökosozialen Krisen zu begegnen.
Das Heft wird durch einen freien Beitrag von ­Anna Unger-Rudroff ergänzt. Sie fragt, wie es gelingen kann, im Musikunterricht der Grundschule einen Rahmen für das selbstbestimmte, kreative Musizieren von Kindern zu schaffen. Als Beispiel aus ihrer Unterrichtspraxis beschreibt sie die ,Vorspielzeit‘, in der die Schüler:innen selbst erfundene Stücke vor der Klasse präsentieren können.
Der Magazinteil dieser Ausgabe umfasst einen Tagungs­bericht von Regina Randhofer, einen Bericht über das hochschulübergreifende Seminar Musikpädagogik von Daniel Prantl, Peter Mall und Tobias Totsch sowie eine Rezension von Christine Löbbert.

 

Linus Eusterbrock, Silke Schmid, Jonas Völker
(als Gastmitherausgeber:innen), 
Rebekka Hüttmann, Oliver Krämer, Annette Ziegenmeyer

DMP 102: Ökologie & Klimakrise

Artikelnummer: DMP-Heft-102
13,40 €Preis
inkl. MwSt. |
  • Aufgrund der gesellschaftlichen Relevanz und der internationalen Ausrichtung des Themas ist die Ausgabe DMP 102 erstmals und vorerst einmalig auf der Website des Hildegard-Junker-Verlags frei zugänglich: "junker-verlag.com/dmp-102"

  • Ökologie & Klimakrise

    • Tuulikki Laes & Katja Thomson & Danielle Treacy & Heidi Westerlund
      Towards the ‘Swampy Lowlands’ of Professional Practice
      Higher Music Education Teachers Reflecting on Arts-science  Integration in the Artists for a Sustainable Future Course
    • Thorsten Philipp
      Lernen aus der Latenz
      Popmusik als Resonanzraum ökologischer Konflikte
    • Sara Beimdieke
      Die Klimakrise in der musikwissenschaftlichen Hochschullehre
    • Vincent C. Bates
      Media Ecology for Sustainable Music Education
    • Jonas Völker (mit Dorothee Barth & Katrin Bock & Anne Bubinger & Tobias Hömberg & Reinhard Horn & Isolde Malmberg & Mathias Schillmöller)
      Praxisinitiativen einer ökologischen Musikpädagogik im deutschsprachigen Raum
      Ein Diskurs im Entstehen
    • Katharina Anzengruber
      „Und was hat das mit Musik(-pädagogik) zu tun?“
      Inter- und transdisziplinäre Experimentierräume im Zeichen einer Kultur der Nachhaltigkeit

    Ökologie & Klimakrise (Online)

    • Ross Purves (together with Evangelos Himonides)
      Climate Change and Sustainability Education in Music
      The Current Situation in England
    • Tawnya D. Smith
      Intersections of EcoJustice Education, Radical Ecopsychology, and Music Education
      A Framework Toward Justice, Wellbeing, and Resilience

    Freie Beiträge

    • Anna Unger-Rudroff
      „Die Musik steckt einfach in mir drin, ich muss sie nur herausholen!“
      Kreatives Musizieren im Musikunterricht der Grundschule
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